Gewalt = No-Go - da sind wir uns einig! Oder?


Dass Gewalt generell, besonders aber im Bezug auf Kinder, ein absolutes No-Go ist, darĂ¼ber sind wir uns doch einig!

Oder etwa nicht?

Das gibt's doch schon lange nicht mehr.

Oder etwa doch?

Ein Kind entfernt sich von seiner Mutter. Zu ihrem Ärgernis. Es soll leise sein und sich hinsetzen. Weil es das nicht tut, wird es unsanft in seinen Kinderwagen gesetzt und festgeschnallt. Nachdem das Weinen des Kindes und seine Versuche sich zu befreien eine Weile ignoriert werden, wendet sich die Mutter dem Kind zu und sagt: "Tja, so ist das halt, wenn man nicht hört!"

Eine alltägliche Situation?
Ist doch gar nicht so schlimm?
Man muss dem Kind ja irgendwie beibringen was sich gehört?

Stellt euch mal vor, das Kind wäre ein Erwachsener oder auch nur etwas älter. Da wäre das Geschrei aber groĂŸ. WĂ¼rde auch keiner machen, denn es könnte sich ja wehren. Ist es in Ordnung, nur weil der Mensch kleiner ist? Oder wehrloser?

Ein Kind benimmt sich nicht so wie es sollte. Ist seiner Mutter gegenĂ¼ber frech oder aggressiv. Zwei AuĂŸenstehende bekommen die Situation mit. Die eine Person dreht sich zu der anderen und meint: "Der könnte echt mal eine Tracht PrĂ¼gel vertragen."

Gibt es allen Ernstes noch Leute die glauben, dass es das besser machen wĂ¼rde? Die glauben aggressives Verhalten, dem mit aggressivem Verhalten begegnet wird, wĂ¼rde fĂ¼r Respekt und Wertschätzung sorgen?

Leider bekomme ich immer wieder solche Situationen mit, die mich daran zweifeln lassen, ob die gewaltfreie Begleitung/Erziehung von Kindern wirklich so allgemein verbreitet ist, wie ich immer gedacht hatte.

Aber ab wann kann eigentlich von Gewalt gesprochen werden? Sind ein Klaps auf den Hintern oder auf die Hände keine Gewalt, nur weil sie weniger wehtun als eine richtige Tracht PrĂ¼gel? Weil doch eine Windel dazwischen ist? Die Grenzen sind flieĂŸend. Und wird ab und zu mal zu diesen Mitteln gegriffen, fällt es bestimmt auch nicht schwer, einfach mal doller zuzuhauen. Nur aus Wut oder der Situation heraus.

AuĂŸerdem: Wer entscheidet denn, was wehtut und was nicht? Und was ist mit den seelischen Schmerzen, die einem Kind dabei zugefĂ¼gt werden?

Es ist doch so. Das Schmerzempfinden ist total subjektiv. Jemand der abgehärtet ist, merkt einen leichten Klaps vielleicht gar nicht mehr. Oder es stört ihn nicht mehr. Einem kleinen Kind kann ein leichter Klaps aber durchaus wehtun. Und selbst wenn nicht körperlich, dann seelisch.

Aber wehe mein Kind kann sich mal nicht beherrschen, wird trotzig oder haut sogar.

Merkt ihr was?

Ich habe mich schon immer gefragt, wie Eltern, die ihre Kinder, egal wie leicht oder doll, hauen/schlagen ihren Kindern erklären wollen, dass sie selbst nicht handgreiflich werden dĂ¼rfen. Wie sie glauben können, dass ihr Kind dadurch etwas lernen wĂ¼rde und es langfristig eine Wirkung hätte.

Aus Angst, DemĂ¼tigung, Scham oder einem OhnmachtsgefĂ¼hl lernen wir nie. Zumindest nicht das, was erwĂ¼nscht ist. Diese GefĂ¼hle lähmen uns. Rauben das SelbstwertgefĂ¼hl. Brennen sich in das Gedächtnis ein. Sowas vergessen wir nicht.

Was immer Gewalt bei Menschen auslöst, es ist nie etwas Positives. 

 

Kann nie so effektiv sein wie ein ruhiges Gespräch oder verständnisvolle Zuwendung.

"Aber es hat mir doch auch nicht geschadet."

Gerade dieser Satz beweist, dass es das sehr wohl getan hat. Und selbst wenn es Anderen nicht geschadet hat, gibt es auch genĂ¼gend Menschen, denen es sehr wohl geschadet hat. Die die Folgen davon noch bis ins hohe Alter mit sich herumtragen. Woher weiĂŸt du, ob es deinem Kind nicht schaden wird? Kannst du in die Zukunft schauen?

Kinder brauchen Strukturen und Halt, keine Gewalt. Und niemals sollte die eigene Ăœberlegenheit, Macht oder Stärke gegenĂ¼ber ihnen ausgenutzt werden - egal wie anstrengend der Tag, wie stark die MĂ¼digkeit oder wie nachvollziehbar die Ausrede sein mag.




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